Denkt man darüber nach wie das Metaversum in 20 Jahren aussehen könnte, kommen sicherlich viele zu einer Vorstellung in der man vollständig in eine virtuelle Realität eintauchen kann. Zu dieser Zukunftsvision gibt es unzählige Science-Fiction Romane, wie z.B. "Snow Crash" oder auch "Otherland".
Wer den Roman "Otherland" (oder andere) gelesen hat, weiss dass in diesem Zusammenhang auch häufig von der Gefahr gesprochen wird, dass man bei längerem Eintauchen in das Metaversum den Bezug zu dem eigenen Körper verliert und dann nicht mehr ohne weiteres zurückkehren kann und in eine Art Koma verfällt.
Alles nur Fiktion?
Ich bin heute eher durch Zufall in dem deutschen Magazin für Psychologie und Hirnforschung "Gehirn & Geist" über einen Artikel gestolpert, der sich mit der Frage beschäftigt: "Why do we feel that we own our body?"
Der schwedische Forscher Henrik Ehrsson vom Karolinska Institut hat sich dieser Frage mit einigen Experimenten versucht zu nähern und ich war zugegebener Maßen darüber überrascht, dass es zu diesem Thema noch gar keine klare Antwort gibt, sondern noch Forschung betrieben wird.
Zusammengefasst ist das Ergebniss seiner Experimente:
"His result suggests that the integration of correlated visual, tactile and proprioceptive information in multisensory cortical areas is a key mechanism of ownership." (Quelle)
Wie kann man diese Frage untersuchen?
Eines seiner Experimente funktioniert in der Art und Weise, dass mit Hilfe einer VR-Brille dem Probanden eine Abbildungen seines Körper einige Meter vor ihn projiziert wird, so dass er sich selbst von hinten sehen kann. In diesem Moment schaut er zwar schon aus einer Meta-Perspektive auf eine Abbildung seines Körpers - sein "Ich" fühlt sich aber in noch keinster Weise mit dieser virtuellen Abbildung verbunden.
Im nächsten Schritt wird in gleichmäßigen Abständen dem Probanden mit einem Stock leicht in den Rücken gestossen und den gleichen Vorgang kann er auch bei seinem virtuellen Abbild sehen. Die Koppelung diesen visuellen und taktilen Reizes scheint dann dazu zu führen, dass das "Ich" beginnt anzunehmen, dass das virtuelle Abbild der eigene Körper ist. (Diese Erkenntnis beruht auf Begfragungen der Probanden während des Experimentes)
In einem weiteren Schritt wird dann der Proband gebeten seien Augen zu schliessen und daraufhin einige Meter durch den Raum an eine andere Stelle geführt. Wenn er die Augen wieder öffnen soll, ist die virtuelle Abbildung von ihm verschwunden und er wird aufgefordert sich an seinen alten Platz zu begeben. Das Ergebnis: die Probanden bewegen sich nicht dorthin zurück wo sie real gestanden haben, sondern wo zuvor ihr virtuelles Abbild gestanden hat.
Was hat das mit dem Metaversum zu tun?
Ich denke dieses Experiment und die generelle Frage Stellung zeigt sehr gut welch starken "Kräfte" in einem zukünftigen Metaversum wirken können, welche vielleicht sogar schon jetzt in virtuellen Welten wirken und dass die Fiktion in den Romanen auch in manchen Details offensichtlich sehr nah an dem dran sein kann, was heute noch erforscht wird.
This finding has implications for our understanding of self-consciousness. Furthermore, it could lead to new clinical and industrial applications where the sense of body ownership is projected onto artificial and virtual bodies. (Quelle)
Wenn ich das mal aus eigener Beobachtung heraus schildern darf: zu den Zeiten zu denen ich noch sehr intensiv "World of Warcraft" gespielt habe, habe ich angefangen von den Erlebnissen zu träumen und ich habe noch heute Erinnerungen an Szenen, die sich zum Beispiel während eines Raids abgespielt haben, die ich so erinnere als wäre ich da gewesen und nicht als hätte ich sie auf einem Bildschirm gesehen.
Es dürfte also spannend sein zu verfolgen, was die Forschung in diesem Bereich in Zukunft weiter für Erkenntnisse sammeln wird.
Hallo zusammen,
Das ist in der Tat ein überaus spannendes Thema. Dazu haben sich da einige sehr schlaue Philosophen im letzten Jahrhundert schon Gedanken gemacht.
Wer sich für sowas interessiert dem sei P.F. Strawson: Individuals http://www.amazon.de/Individuals-P-F-Strawson/dp/0415051851/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1196521935&sr=1-1 und Gareth Evans: Varieties of Reference (1982) ans Herz gelegt (http://www.amazon.de/Varieties-Reference-Clarendon-Paperbacks/dp/0198246862/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1196521363&sr=8-1). Besonders letzteres hat einen sehr erhellenden Abschnitt zum Thema: einfach bei Amazon Search Inside nach "egocentric space" suchen und lesen. Vor allem auf Seite 151 wird's spannend.
Ich weiß nicht genau, ob Euch das weiterhilft. ich hab nur in einem anderer Leben einen Großteil meiner geistigen Gesundheit diesen Überlegungen geopfert.
Posted by: Rainer | December 01, 2007 at 07:18 AM
Mhh - also ich find den Posting serh Interessant Sebi, diese frage stellt man sich glaub ich nach einer gewissen Zeit in virtuellen Welten sowieso - ob man das da jetzt selber ist usw. Eine interessante Sache die mir aufgefallen ist wenn man so mal reinkippt in die Sache und sein Avatar wird niedergerannt kann es auch passieren das man im RL aufzuckt - eigentlich auch ein Interessante Feststellung. Wo das ganze hingeht - muah muah - sollte es von der technick geschaft werden biologie und technologie zu Verbinden kann das wirklich sehr nahe an das Matrix Szenario herankommen. Life will show it -
Posted by: Johnvan | December 02, 2007 at 12:50 PM